Unter der Überschrift „Warum die Uni Freiburg einen Lehrstuhl für Gastrosophie braucht“ fordert der Kolumnist der Badischen Zeitung, Wulf Rüskamp, ein gastrosophisches Exzellenzzentrum an der dortigen Hochschule. Lesen Sie selbst:
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UNTERM STRICH
Warum die Uni Freiburg einen Lehrstuhl für Gastrosophie braucht.
Wissen und Essen, das gehört eigentlich zusammen.
Zentrum für Neurowissenschaft, für Erneuerbare Energien, für Biosystemanalyse: Entspringt all dem Lebensfreude? Kein Wunder, dass es mit der Exzellenz der Universität Freiburg nicht weit her ist. Die Kollegen in Salzburg zeigen, wie man es richtig macht. Dort gibt es nämlich ein Zentrum für Gastrosophie. Das „Gastro“ kennen wir aus Gastronomie, das „sophie“ aus Philosophie. Was also heißt: Hier geht das Denken erst einmal durch den Magen. Was es schon immer ging, so verkünden die Vertreter dieser auch als fünfsemestrigen Studiengang zu erfahrenden Wissenschaft, ist doch der Mensch ein „homo sapiens et edens“, also vernunft- und essbegabt.
Bevor sich Leserinnen und Leser über eine solche Wissenschaft belustigen, sollten sie bedenken, dass Essen ein „gesellschaftliches Totalphänomen“ ist, was man auch bei der nächsten Tischreservierung im Restaurant berücksichtigen sollte. Das gelehrte Wort stammt vom französischen Soziologen Marcel Mauss; der ihn zitiert, heißt Harald Lemke, ein Philosoph, der das neue Wissenschaftsgebiet an deutschen Universitäten verankern will, vermutlich nur um des besseren Geschmacks wegen und daher uneigennützig. Er schiebt, als Happen deutscher Philosophie, noch eine These von Ludwig Feuerbach nach. Nicht die, dass Gott ein Entwurf des Menschen ist, sondern – fast als gedankliche Verlängerung zu verstehen, dass der „Mensch ist, was er isst“.
Puh! Da wird es höchste Zeit, dass in Südbaden als Land des guten Essens der erste Lehrstuhl für Gastrosophie, eine Cathedra Culinaria, begründet wird. Er ist mit der gesamten Universität zu vernetzen, nicht nur mit der Mensa. Politologie, Geschichte, Soziologie, Medizin, wenn nicht gar Informationstechnik sind an den Tisch zu holen. Hier geht es schließlich, wieder Zitat Lemke, um den „normativen Mittelpunkt unseres Hierseins“, um unsere wahre Humanität. Die Begeisterung sollte darob an der Uni groß sein, zumal jedes gute Essen als Fortbildung gilt und damit steuerlich absetzbar ist.